Direktvermarktung von PV-Strom in Europa

Von Vivian Bullinger, Solar-Log GmbH, Product Marketing
22.04.2025 • 4 Min. Lesezeit

Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen und gleichzeitig eine der wichtigsten Chancen unserer Zeit. Sie erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch neue Geschäftsmodelle und Marktmechanismen. Die Direktvermarktung hat sich in diesem Kontext als ein zukunftsweisendes Modell etabliert, das sowohl die Integration erneuerbarer Energien in den Energiemarkt als auch die wirtschaftliche Rentabilität von Energieerzeugungsanlagen fördert. Dieser Fachbeitrag beleuchtet die Grundlagen, Modelle und technischen Lösungen der Direktvermarktung von PV-Strom in Europa.

 

Direktvermarktung: Grundlagen und Entwicklung

Die Direktvermarktung umfasst den direkten Verkauf von Strom aus erneuerbaren Energien durch den Erzeuger an den Markt, im Gegensatz zur traditionellen Einspeisevergütung, bei der der Strom zu festgelegten Preisen an Netzbetreiber verkauft wird. Dieses Modell ermöglicht es Anlagenbetreibern, von Marktpreisschwankungen zu profitieren und trägt zur Marktintegration erneuerbarer Energien bei.

Die Direktvermarktung bringt mehrere Vorteile mit sich:

  1. Marktintegration und Preisflexibilität: Durch die Direktvermarktung wird der Strommarkt flexibler und dynamischer, da die Preise nicht mehr festgelegt sind, sondern sich nach Angebot und Nachfrage richten. Dies fördert die Integration erneuerbarer Energien und macht den Markt wettbewerbsfähiger.
  2. Optimierung der Anlagenleistung: Anlagenbetreiber können ihre Produktion besser an die Marktbedingungen anpassen und somit ihre Einnahmen maximieren. Dies erfordert jedoch eine genaue Prognose der Stromproduktion und eine gute Marktkenntnis.
  3. Erhöhte finanzielle Sicherheit: Durch die Marktprämie und andere Vergütungskomponenten bleibt die finanzielle Sicherheit für Anlagenbetreiber gewahrt, während gleichzeitig höhere Einnahmen erzielt werden können.

Modelle der Direktvermarktung
In Europa haben sich in erster Linie zwei verschiedene Modelle der Direktvermarktung etabliert:

Marktprämienmodell: Hierbei verkaufen Anlagenbetreiber ihren Strom direkt am Markt und erhalten zusätzlich eine Marktprämie, die die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Marktpreis und einer festgelegten Förderhöhe ausgleicht. Dieses Modell ist in vielen europäischen Ländern verbreitet.
PPA (Power Purchase Agreements): Langfristige Stromabnahmeverträge zwischen Erzeugern und Abnehmern, die feste Preise über mehrere Jahre garantieren. PPAs gewinnen insbesondere in Ländern an Bedeutung, in denen die staatliche Förderung zurückgeht.
 

Entwicklung in einzelnen Ländern

Die zwei Modelle PPA und das Marktprämienmodell geben den Rahmen für die Umsetzung und die Randbedingungen vor. Die einzelnen europäischen Länder haben darüber hinaus die technischen Anforderungen an die PV-Anlagen festgelegt und geregelt. 
Direktvermarktung in Deutschland
In Deutschland wird die Direktvermarktung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt. Die wichtigsten Aspekte dieses Gesetzes in

Bezug auf die Direktvermarktung sind:

  1. Marktprämienmodell: Seit der Einführung des Marktprämienmodells im Jahr 2012 sind Betreiber von PV-Anlagen mit einer Leistung von mehr als 100 kW verpflichtet, ihren Strom direkt zu vermarkten. Kleinere Anlagen können freiwillig in die Direktvermarktung wechseln.
  2. Marktprämie: Neben den Einnahmen aus dem Stromverkauf erhalten Anlagenbetreiber eine Marktprämie. Diese Prämie gleicht die Differenz zwischen dem Marktpreis und einem festgelegten Referenzpreis aus.

Technische Anforderungen:

  1. Datenabfrage: PV-Anlagen müssen mit Systemen ausgestattet sein, um Daten in Echtzeit abfragen zu können. Diese Abfrage erfolgt durch die jeweiligen Direktvermarkter sowie den Netzbetreiber. Hierfür können Smart Meter Gateways oder direkte Kommunikationsschnittstellen (z. B. VPN, API oder Mobilfunkmodule) eingesetzt werden.
  2. Fernsteuerbarkeit: Anlagen müssen die Möglichkeit bieten, die Einspeisung zu steuern und anzupassen. Dies ist besonders wichtig, um auf Schwankungen im Stromnetz reagieren zu können und die Netzstabilität zu gewährleisten.
  3. Prognosefähigkeit: Betreiber sind verpflichtet eine Last- bzw. Einspeiseprognose zu liefern. Diese beiden Prognosedaten werden vom Direktvermarkter übermittelt. Die Prognosen basieren auf Wetterdaten und historischen Produktionsdaten und sind entscheidend für die Optimierung der Einnahmen aus der Direktvermarktung.
     

Direktvermarktung in der Schweiz

In der Schweiz wird die Direktvermarktung durch das Einspeisevergütungssystem geregelt. Hier besteht eine Verpflichtung zur Direktvermarktung bei Betreibern von PV-Anlagen mit einer Leistung von mehr als 500 kW, die bereits eine Einspeisevergütung nach bisherigem Recht erhalten. Anlagen ab 100 kW, die neu ins Einspeisevergütungssystem aufgenommen werden, sind ebenfalls verpflichtet, ihren Strom direkt zu vermarkten.
Technische Anforderungen:

  1. Datenkommunikation: PV-Anlagen benötigen ein System zur Echtzeiterfassung der Stromproduktion.
  2. Fernsteuerbarkeit: Anlagen müssen die Möglichkeit bieten, die Einspeisung zu steuern und anzupassen. 
  3. Prognosefähigkeit: Es werden präzise Prognosen zur Stromproduktion benötigt. Diese auf Wetterdaten und historischen Produktionsdaten basieren.

Direktvermarktung in Österreich

Österreich hat ein System zur Direktvermarktung, das durch das Ökostromgesetz geregelt wird. Betreiber von PV-Anlagen mit einer Leistung von mehr als 500 kW sind verpflichtet, ihren Strom direkt zu vermarkten. 
Technische Anforderungen:

  1. Smart-Metering: Anlagen müssen mit Smart-Metering-Technologie ausgestattet sein, um die Produktion präzise zu erfassen und zu überwachen.
  2. Kommunikationsfähigkeit: Die Anlagen müssen in der Lage sein, die Produktionsdaten zu erfassen und bei Bedarf zu übermitteln.
  3. Steuerbarkeit und Flexibilität: Anlagen müssen die Möglichkeit bieten, die Einspeisung zu steuern und anzupassen.

Direktvermarktung in Frankreich

In Frankreich wird die Direktvermarktung durch das Gesetz über die Energiewende für „Loi relative à la transition énergétique pour la croissance verte“ geregelt. Betreiber von PV-Anlagen mit einer Leistung von mehr als 100 kW sind verpflichtet, ihren Strom direkt zu vermarkten. 
Technische Anforderungen:

  1. Datenübertragung: PV-Anlagen sollen mit Systemen zur Überwachung ausgestattet sein, um die Stromproduktion kontinuierlich zu erfassen und dem Direktvermarkter zur Verfügung zu stellen.
  2. Fernsteuerbarkeit: Damit bei Bedarf die Einspeisung ins Netz reguliert und an die Netzbedürfnisse angepasst werden kann.
  3. Prognosefähigkeit: Betreiber müssen präzise Prognosen zur Stromproduktion liefern, basierend auf Wetterdaten und historischen Produktionsdaten.

Direktvermarktung in Spanien

Spanien hat ein fortschrittliches System zur Direktvermarktung, das durch das Königliche Dekret 413/2014 und das Gesetz 24/2013 über den Elektrizitätssektor geregelt wird. Anlagenbetreiber können ihren Strom direkt am Markt verkaufen und erhalten eine Marktprämie, die den Unterschied zwischen dem Marktpreis und einem vorab festgelegten Preis ausgleicht.
Technische Anforderungen:

  1. Mess- und Überwachungssysteme: Voraussetzung ist, dass die PV-Anlagen mit fortschrittlichen Mess- und Überwachungssystemen ausgestattet sind.
  2. Anschluss an das Kommunikationsnetz: Anlagen müssen an das Kommunikationsnetz angebunden sein, um eine Übermittelung der Daten zu gewährleisten.
  3. Flexibilität und Steuerbarkeit: Anlagen sollen eine flexible Steuerbarkeit der Einspeisung bieten, um den Anforderungen des Netzbetreibers gerecht zu werden.

Direktvermarktung in Italien

In Italien wird die Direktvermarktung durch das Gesetzesdekret 387/2003 und das Ministerialdekret vom 6. Juli 2012 geregelt. PV-Anlagenbetreiber können am Regelenergiemarkt teilnehmen und ihren Strom direkt vermarkten. 
Technische Anforderungen:

  1. Überwachung und Steuerung: Die Anlagen müssen Systeme zur Überwachung und Steuerung der Stromproduktion integrieren.
  2. Datenkommunikation: Es ist erforderlich, dass die Anlagen die Produktionsdaten dem Direktvermarkter und Netzbetreiber bereitstellen.
  3. Lastmanagement: PV-Anlagen müssen die Fähigkeit besitzen, ihre Einspeisung dynamisch an die Netzanforderungen anzupassen.

 

Technische Umsetzung für eine reibungslose Teilnahme an der Direktvermarktung

Für die technische Umsetzung der jeweiligen Anforderungen gibt es verschiedene Anbieter. Ein der Marktführer bei den Energie-Management-Systemen ist die Firma Solar-Log GmbH. Diese bietet mit ihren Produkten eine Vielzahl von Funktionen, die speziell darauf ausgelegt sind, die Anforderungen der Direktvermarktung von PV-Strom zu erfüllen:

1. Überwachung und Datenkommunikation:

  • Durch kontinuierliche Erfassung von Produktionsdaten sorgt das System dafür, dass Anlagenbetreiber stets aktuelle Informationen zur Verfügung haben.
  • Die Echtzeitdaten können dem Direktvermarkter und gegebenenfalls dem Netzbetreiber auf Anfrage bereitgestellt werden, was u. a. eine präzise Prognose und Anpassung der Produktion ermöglicht.

2. Fernsteuerbarkeit:

  • Mit Solar-Log können Anlagenbetreiber ihre PV-Anlagen fernsteuern lassen. Dies ist besonders wichtig, um die Einspeisung flexibel an die Marktbedingungen und Netzanforderungen anzupassen. Die Steuerbarkeit ist für alle PV-Anlagen ab 100 kWp eine gesetzliche Anforderung und hilft dabei die Netzstabilität zu gewährleisten und auf Schwankungen im Stromnetz zu reagieren.

3. Prognosefähigkeit:

  • Fortschrittliche Prognosetools, die auf Wetterdaten und historischen Produktionsdaten basieren, helfen dabei, präzise Prognosen zur Stromproduktion zu erstellen. Die genaue Prognose ist entscheidend für die Optimierung der Einnahmen aus der Direktvermarktung, da sie die Anpassung der Produktion an die Marktbedingungen ermöglicht.

4.  Alarm- und Fehlererkennung:

  • Das System erkennt automatisch Fehler und sendet Alarme an den Anlagenbetreiber. Dies erhöht die Betriebssicherheit und minimiert Ausfallzeiten

 

Vorteile der Direktvermarktung mit einem professionellen System

Die Nutzung von Systemen wie zum Bespiel von Solar-Log bietet mehrere Vorteile für die Betreiber von PV-Anlagen im Rahmen der Direktvermarktung:

1. Optimierung der Anlagenleistung:

  • Durch das Monitoring und die detaillierten Analysen von Solar-Log können Betreiber die Leistung ihrer Anlagen optimieren. 
  • Die präzisen Prognosen und die Möglichkeit zur Fernsteuerung helfen dabei, die Produktion flexibel an die Marktbedingungen anzupassen.

2. Erhöhte finanzielle Sicherheit:

  • Die kontinuierliche Überwachung und Steuerung der Produktion, erhöht die finanzielle Sicherheit für Anlagenbetreiber.

3. Reduzierter administrativer Aufwand:

  • Solar-Log bietet Schnittstellen zu allen gängigen Direktvermarktern und unterstützt die automatische Übermittlung von Daten. Dies reduziert den administrativen Aufwand für Anlagenbetreiber erheblich.

4. Verbesserte Netzstabilität:

  • Die flexible Steuerbarkeit der Einspeisung trägt zur Stabilität des Stromnetzes bei. Dies ist besonders wichtig, um die Netzanforderungen zu erfüllen und einen weiteren Zubau an Energieerzeugern zu gewährleisten sowie zu synchronisieren. 
  • Das Monitoring und die schnelle Fehlererkennung helfen dabei, die Netzstabilität im europäischen Verbundnetz zu gewährleisten.

 

Fazit

Die Direktvermarktung von PV-Strom in vielen europäischen Ländern durch spezifische gesetzliche Regelungen und technische Anforderungen geprägt. Diese Regelungen und Anforderungen sind darauf ausgelegt, die Integration von erneuerbaren Energien in den Energiemarkt zu fördern und gleichzeitig die wirtschaftliche Effizienz für Anlagenbetreiber zu maximieren.
Die Direktvermarktung von PV-Strom mit professionellen Energie-Management-Systemen bietet eine umfassende technische Unterstützung, die die Effizienz und Rentabilität von PV-Anlagen maximiert. Die Überwachung, flexible Steuerbarkeit und präzise Prognosewerkzeuge sind entscheidende Funktionen, die Anlagenbetreibern helfen, ihre Produktion optimal an die Marktbedingungen anzupassen. Betreiber von PV-Anlagen können so den administrativen Aufwand reduzieren und einen durchgängigen Betrieb ihrer Anlage sicherstellen.

 

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