Installateure weltweit
von Vivian Bullinger | 16.07.2018
Drei unterschiedliche Länder, drei unterschiedliche Rahmenbedingungen, ein Beruf: Installateur für PV-Energie. Auf den ersten Blick überwiegen die Unterschiede, doch die Ziele sind gleich.
PV-Energie ist kein lokales Phänomen, sondern eine weltweite Industrie. Es werden überall ähnliche Technologien verwendet und beworben. Doch wie arbeiten die Installateure, die diese Technik verbauen und die PV-Anlagen betreuen? Wie beurteilen diese Praxisexperten die Energiegewinnung aus der Sonne? Welche Unterschiede gibt es in den einzelnen Ländern? Zu diesen Fragen hat der internationale PV-Monitoring Hersteller, die Solare Datensysteme GmbH, drei ihrer Installateurs-Kunden von drei verschiedenen Kontinenten befragt.
Dürfen wir vorstellen:
Samay Mangalagiri ist Geschäftsführer der SM Renergy (P) Ltd in Indien. Sein Werdegang hebt sich von dem der anderen Interviewpartner ab. Herr Mangalagiri führte ursprünglich einen Garnelenzuchtbetrieb. Im
Auftrag der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen erarbeitete er eine Analyse über die Vorteile der Nutzung von PV- und Biomasseenergie für die Garnelenzucht in Entwicklungsländern. Nach diesem Projekt blieb seine Begeisterung für die PV-Energie und er gründete im Januar 2017 sein eigenes Unternehmen – die SM Renergy (P) Ltd. – eine Renewable Energy Service Company. In etwas mehr als einem Jahr hat SM Renergy bereits über 1,1 MWp an PV-Projekten auf Dächern in Auftrag gegeben und betreut derzeit rund 7 MWp an Dachanlagen in ganz Indien.
Als Geschäftsführer der in Deutschland ansässigen Firmengruppe WALTER solar GmbH, blickt Wolfgang Walter auf eine langjährige Firmengeschichte zurück. Bereits 1987 gründete er sein Ingenieursbüro, das seit 2005 PV-Anlagen projektiert. Mit dem Aufkommen der PV-Energie verlagerten sich die Schwerpunkte der Firma auf die Konzeptionierung von PV-Anlagen und den energieeffizienten Bau sowie Umbau von Gebäuden. Heute deckt die Firmengruppe alle Bereiche der erneuerbaren Energien im Gebäude und ums Gebäude ab – d. h. von der Konzeption, über die Planung bis hin zur Montage und Anlagenbetreuung übernimmt WALTER solar sämtliche Arbeitsschritte.
Michael Putnam ist zusammen mit David Ronen Eigentümer der 2015 gegründeten IL-Solar, Inc. Der Full-Service-Distributor und Installateur mit Sitz im US-Bundesstaat Illinois (USA) ist im Bereich der erneuerbaren Energien sowie Energiespeicher tätig. „Wir wollten Teil dieses wachsenden Marktes – der erneuerbaren Energien – sein, und dessen Entwicklung in den USA vorantreiben. Unser Hauptaugenmerk lag schon immer darauf, ganz vorne mit dabei zu sein“, beschreibt Herr Putnam seine Motivation in den PV-Markt einzusteigen. Das diese Strategie aufgeht, sieht man u. a. daran, dass die Firma mittlerweile 20 Mitarbeiter beschäftigt.
PV-Energie vor Ort
Dass die PV-Energie eine intelligente und zukunftsorientierte Lösung zur Energiegewinnung ist, darüber sind sich alle einig. Doch wie sieht die Energieerzeugung in den einzelnen Ländern aktuell aus?
Indien hat den größten Zuwachs an installierter PV-Leistung in den letzten und voraussichtlich kommenden Jahren zu verzeichnen. Momentan bezieht das Land mit rund 1,324 Milliarden Einwohnern den Großteil des Stromes aus fossiler Energie und Wasserkraft. Bis 2022 sollen 100 GW bis 175 GW installierte PV-Leistung hinzukommen und bis 2025 ist das Ziel 40 % des gesamten Energiebedarfes mit erneuerbaren Energien abzudecken.
Zurück nach Deutschland. Hier ist die Situation sehr zwiegespalten. Lange Zeit galt das Land als Vorreiter, wenn es um die alternative Energiegewinnung ging. Deutschland bietet heute einen bunten Mix aus erneuerbaren und fossilen Energieträgern. Kohle, Gas und die Kernenergie stehen den erneuerbaren Energieformen aus Wind, Wasser und Sonne gegenüber. Gemessen am Gesamtenergieverbrauch wird Deutschland seine gesteckten Klimaziele wohl nicht erreichen können. Trotzdem liegt der Stromanteil aus erneuerbaren Energien heute schon bei über 38 % – Tendenz steigend.
Die USA ist noch stark von der Kohleindustrie geprägt – ein Wandel ist jedoch erkennbar. Rund 30 % der Stromerzeugung kommt aus der Kohle, gefolgt von Erdgas und Atomenergie. 2016 konnte bereits 15 % des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden. Michael Putnam sieht die weitere Entwicklung positiv: „Anfangs war die Nachfrage nach PV-Anlagen verhalten, diese hat sich aber in den letzten Jahren enorm gesteigert.“
Große Projekte, schnelle Umsetzung, komplexe Planung
So unterschiedlich wie die Rahmenbedingungen sind auch die Projekte. Wir haben die Installateure nach ihrem persönlichen Favoritenprojekt des vergangenen Jahres gefragt.
Wenn man Herrn Mangalagiri nach seinem „Lieblingsprojekt“ fragt, erzählt er von der 250 kWp großen Aufdachanlage auf einer Schule in Noida, Delhi. Nicht ganz ohne Stolz erwähnt er, dass es die größte PV-Anlage in Delhi ist.
Weitaus umfassender sind die Referenzanlagen der deutschen Firma WALTER solar. Die Firma bietet, sofern es vom Kunden gewünscht wird, ganzheitliche Konzepte an. Somit ist auch das Lieblingsprojekt komplexer gestaltet. Wolfgang Walter erzählt mit leuchtenden Augen: „In den Jahren 2016 und 2017 realisierte WALTER solar den Neubau der Firma allnatura Vertriebs GmbH in Heubach. Hier wurde ein Gesamtenergiekonzept erstellt mit Solarfassade, Stromspeicher, Wärmepumpe und Erdsondenanlage. Die Anlage umfasst eine Leistung von 129,10 kWp und hat einen Stromertrag von 118.270 kWh/a damit können rund 50 % des Strombedarfes gedeckt werden.“
Das Tagesgeschäft der Installateure und die Herausforderungen
Ganz gleich, ob in Indien oder Schweden – die Technik, um Strom aus Sonnenenergie zu gewinnen, ist immer die Gleiche. Doch wie sieht das Tagesgeschäft aus und wo liegen die Herausforderungen für die Installateure im jeweiligen Land?
Laut Herrn Mangalagiri: „In Indien sind oft die Lieferzeiten ein Problem. Dazu kommt, dass der indische Photovoltaikmarkt sehr preissensibel ist. Umso wichtiger ist es hier den Kunden durch Kompetenz und mit guter Qualität zu überzeugen.“ Das indische Unternehmen SM Renergy (P) Ltd setzt dabei neben der Installation von PV-Anlagen auf deren anschließende Ertragsüberwachung. „Unser Ziel ist es eine hohe Anlagenleistung zu gewährleisten und damit einen sicheren Ertrag auf lange Zeit zu erzielen. Daraus ergibt sich in der Regel eine langfristige Kundenbindung“, so Herr Mangalagiri weiter.
In Deutschland ist es etwas einfacher. Herr Walter beschreibt die Situation so: „Bei uns ist die PV-Energie oftmals die Grundlage für energieeffiziente Gesamtkonzepte und sorgt bei Neu- sowie Altbauten für eine nachhaltige Energieversorgung. Für den Kunden sind dabei das Monitoring der PV-Anlage, das Einspeisemanagement und die sogenannte Smart Home Lösungen wichtig. Alle drei Anforderungen managen wir u.a. mit dem Solar-Log-System. Die Anlagenüberwachung dient hierbei in erster Linie der Überprüfung der Anlage sowie der Optimierung des Energieertrags.“ „Da wir in Deutschland sehr hohe Stromkosten haben, spielt die Eigenstromversorgung in Bezug auf die Betriebskostenoptimierung eine sehr wichtige Rolle. Der Weg führt weg von der Einspeisung hin zur optimalen Eigenstromnutzung“, erklärt Wolfgang Walter.
Michael Putnam beschreibt die Probleme, vor denen der Ausbau der PV-Wirtschaft in den USA steht: „Es fehlt bei uns die Planungssicherheit. Noch ist der PV-Ausbau stark von staatlichen Subventionen abhängig. Diese sind aber sehr unsicher und werden oft ohne lange Vorankündigung gekürzt. Dadurch wird die Stabilität der PV-Industrie in den USA wesentlich beeinflusst.“
Trotz dieser Hürden läuft das Geschäft für die IL-Solar, Inc. sehr gut. Sie verbauen im Schnitt jährlich um die 200 PV-Anlagen – der Großteil im ländlichen Raum. Dabei spielt die Überwachung der Anlagenleistung eine zentrale Rolle. Sowohl als Überwachungs- und Backup-System wie auch als Verkaufsinstrument. Hierbei dient das Monitoring-System dazu, potenziellen Kunden die Wirtschaftlichkeit einer PV-Anlage anhand der Ertragsdaten aufzuzeigen.
Energie die verbindet
Was wünschen sich die einzelnen Betriebe in Zukunft für die PV-Energie? In einem Punkt waren sie sich hier alle einig: Die PV-Energie ist eine gute Lösung, die sehr viel Potenzial bietet. Doch im Punkt, wie dieses Potenzial im eigenem Land besser genutzt werden kann, unterschieden sich die Antworten dann doch.
In Indien stehen an erster Stelle der Preis und die Effektivität. Hier sieht Herr Mangalagiri, noch Potenzial. Das große Ziel ist für ihn, dass sich jeder indische Bürger eine PV-Anlage zur eigenen Energieerzeugung leisten kann.
In Deutschland steht für Herrn Walter die Politik im Fokus und vor allem die Regularien. „Wir wünschen uns weniger Bürokratie bzw. weniger Regularien durch die Politik. Die PV-Energie steht durch die Möglichkeit der Eigenstromnutzung auf eigenen Füßen. Das Tempo sollte allein die Marktwirtschaft bestimmen“, so Herr Walter.
Als besonders wichtig für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, sieht Herr Putnam vor allem die Verpflichtung zum Net Metering für alle Energieerzeuger. Dazu muss man wissen, dass das Net Metering sich von den in Europa verbreiteten Einspeisevergütungsmodellen unterscheidet. Beim Net Metering wird überschüssiger Strom ins Netz eingespeist. Dabei dreht sich der Stromzähler des PV-Stromproduzenten rückwärts, sodass der Kunde den eingespeisten Strom gutgeschrieben bekommt. Man spricht von einer „Netto Messung des Stromverbrauchs. „Net Metering ist ein einfaches Vergütungsmodell. Allerdings wird es nicht in jedem Bundesstaat der USA und von jedem Energieversorger angeboten. Wenn dies so wäre, wäre die Solarenergie populärer, finanziell lukrativer und würde wesentlich schneller wachsen“, erklärt Michael Putnam.
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