PV-Monitoring-Systeme im Vergleich

von Vivian Bullinger | 20.07.2022

Der Photovoltaik-Markt bietet zahlreiche PV-Monitoring-Systeme mit teils ganz unterschiedlichen Lösungen. Vom Allrounder mit Datenlogger und Software aus einer Hand bis zur reinen Software-Lösung steht dem Anlagenbetreiber alles zur Verfügung. Die größten Unterschiede lassen sich bei den Funktionen der Flexibilität finden. Diese stecken aber meistens im Detail, weswegen es sich lohnt, genau hinzusehen, um dann das passende System zu finden.
 

Was der Markt hergibt: rund 50 PV-Monitoring-Systeme

An die 50 unterschiedliche PV-Monitoring System gibt es aktuell. Diese kann man grundsätzlich in drei Kategorien unterteilen:

  1. Anbieter von Datenlogger und Monitoring-Software
  2. Anbieter einer reinen Monitoring-Software
  3. Monitoring-Software von Wechselrichter-Herstellern

Der Datenlogger bildet das Herzstück der PV-Monitoring-Systeme . Er liefert alle Daten der PV-Anlage, die dann von der Software verarbeitet und ausgegeben werden.

Bei den Anbietern von Datenlogger und Monitoring-Software - sogenannten „Komplett-Lösungen“ - sind beide Komponenten, also Hardware und Software von einem Hersteller. Das hat den großen Vorteil, dass diese optimal aufeinander abgestimmt sind. Zudem ist meistens das PV-Monitoring die Kernkompetenz dieser reinen Monitoring-Hersteller, was ihnen ermöglicht, dem Kunden eine große Funktionspalette bereitzustellen.

Anbieter von reinen Software-Lösungen benötigen in der Regel einen Datenlogger eines Drittanbieters. Dabei muss gleich zu Beginn eine Hürde gemeistert werden, Logger und Software müssen kompatibel sein. Bei neuen Funktionen oder Erweiterungen kommt es teilweise zu Zeitverzögerungen, da die Entwicklungen von zwei Herstellern erfolgt.

Bei der dritten Kategorie „Monitoring-Lösungen direkt vom Wechselrichter-Hersteller spart man sich den Datenlogger, da hier die Daten direkt vom Wechselrichter übertragen werden. Allerdings ist man bei dieser Lösung auf einen Hersteller begrenzt und kann später nicht einfach zu einem anderen Hersteller wechseln oder das System bei Bedarf flexibel erweitern, da der Wechselrichter das zentrale Element ist.

 

Kompaktlösungen bieten Software und Hardware von einem Hersteller. Bei Solar-Log sind Software und Hardware auch mit Drittsystemen anderer Hersteller kompatibel.

Was sollten PV-Monitoring-Systeme können?

PV-Monitoring beinhaltet schon länger mehr als das Aufzeichnen und Wiedergeben der Produktionsdaten sowie die Überwachung dieser. Wenn es um den Aufgabenumfang beim PV-Monitoring Systemen geht, müssen diese heute viel mehr leisten können u. a.:

  • Netzregelung

  • Netzmonitoring

  • Direktvermarktung

  • Energiemanagement

  • Eigenstromnutzung

  •  ….

Die wesentlichen Funktionen neben dem PV-Monitoring sind dabei die Eigenstromnutzung und das Einspeisemanagement.

Eigenstromnutzung bedeutet, der PV-Strom wird erzeugt und für den Eigenbedarf genutzt. Das Monitoring-System zeichnet hierbei den Stromverbrauch der einzelnen Verbraucher auf und kann damit zur Optimierung des der Eigenstromnutzung beitragen. Teilweise ist auch schon eine Steuerung der Verbraucher und Speicher möglich. Zum Beispiel wird der Batteriespeicher automatisch geladen, wenn mehr Eigenstrom zur Verfügung steht als verbraucht wird.

Einspeisemanagement erfolgt, wenn der PV-Strom ganz oder zu Teilen in das öffentliche Netz eingespeist wird. Das Monitoring-System, was in diesem Fall dann eher ein Energie-Management-System ist, ermöglicht hier die Fernregelung der PV-Anlage durch den jeweiligen Netzbetreiber. Zudem zeichnet das System alle Daten auf, auch die der Abregelung. Wenn von Beginn an klar ist, dass das Einspeisemanagement gebraucht wird, empfiehlt es sich, ein System zu wählen, was alle Komponenten hierfür bietet und regelmäßig sein System updatet. Denn gerade in diesen Bereichen ist der Markt sehr dynamisch und verlangt immer wieder neue Funktionen.

Der Anlagenbesitzer sollte sich genau überlegen, wie er seinen PV-Strom einsetzen will. Und im Zweifelsfall eine Lösung wählen, die individuell erweiterbar ist.

Wie flexibel sind die unterschiedlichen Lösungen?

Auf dem PV-Markt hat sich hier in den letzten Jahren viel getan. Neben den Komplettlösungs-Anbietern kamen immer mehr Anbieter von reinen Software-Lösungen hinzu. Viele Anbieter von Komplettlösungen haben reagiert und bieten nun Datenlogger an, die mit der Software anderer Hersteller kompatibel sind.

So ist der Kunde frei bei seiner Wahl der Software-Lösung und kann diese nach Bedarf ändern. Allerdings sollte man hier auf die Vertragslaufzeiten achten und sich genau die jeweiligen Funktionen anschauen. Z. B. gehört die Direktvermarktung in der Regel nicht zu dem Leistungsportfolio der Software-Lösungen. Und auch bei der Fehleranalyse ist man ggf. auf die Hilfe Dritter angewiesen, da diese Leistung nicht zum Portfolio gehören muss.
Ein weiterer Punkt sind die Vertragslaufzeiten - hier lohnt sich ein genauer Blick. Die Preise können niedrig erscheinen, doch ist man dann lange gebunden und muss monatliche Raten zahlen.

Im Vergleich zu den Software-Anbietern erhält man bei den Komplet-Lösungen – Datenlogger und Software von einem Hersteller – ein sehr flexibles System. In der Regel sind die Vertragslaufzeiten sehr kurz oder man muss sich gar nicht binden. Die einzelnen Kostenpunkte müssen aber auch hier im Detail angeschaut werden, da die unterschiedlichen Hersteller auch unterschiedliche Systeme bilden. Meistens sind die Systeme auf die Anforderungen der unterschiedlichen Anlagengrößen ausgerichtet.
Eine Monitoring-Lösungen aus einer Hand bieten viele Schnittstellen und Funktionen, die aufeinander abgestimmt sind. So bleibt man auch bei eventuellen Erweiterungen des Systems flexibel.
Die Lösungen der Wechselrichter-Hersteller sind gut aufeinander abgestimmt. Allerdings ist man hier nicht sehr flexibel, da bei einem Herstellerwechsel oder einer Erweiterung man immer an den Wechselrichterhersteller gebunden ist.

Viele Anbieter bieten unabhängige Datenlogger an, die mit diversen Softwarelösungen kompatibel sind. Dabei sollte man immer auf Vertragslaufzeiten und Funktionsumfang achten.

 

Ein System mit zahlreichen Optionen zur Nutzung der PV-Energie. Die PV-Monitoring-Systeme sollten viele Schnittstellen bieten damit auch in Zukunft flexibel bleibt.

Wie schnell können Neuerungen umgesetzt werden?

Bei den sogenannten „Komplett-Lösungen“ ist beides, also Datenlogger und Software optimal aufeinander abgestimmt. Sollten sich zum Beispiel die Anforderungen an das Monitoring erweitern, werden solche Änderungen an beiden Schnittstellen parallel umgesetzt. Für den Anlagenbetreiber kommt es so zu keinen Verzögerungen. Ist ein Update verfügbar, funktioniert es sofort und man muss nicht auf einen zweiten Hersteller warten, bis dieser das Update bei sich umgesetzt hat. Also der Datenlogger die notwendigen Daten liefert oder die Software neue Daten verarbeiten kann.

Reine Software-Lösungen haben hier oftmals das Nachsehen. Sie sind abhängig von den Daten, die die Hardware (Datenlogger) Hersteller ihnen liefern. Bietet die Hardware neue Daten an, muss zunächst die Software darauf abgestimmt werden. Bei Problemen, z. B. nach einem Firmwareupdate kann es für den Anwender zu langen Verzögerungen kommen, bis die Fehler behoben sind.
Bei den Lösungen der Wechselrichterherstellern hat man wie bei den Komplettlösungen alles von einem Hersteller. Hier müssen lediglich bei Bedarf neue Komponenten zugekauft werden.

„Komplett-Lösungen“ und den Wechselrichterlösungen setzen Änderungen parallel im Datenlogger und Software um. So kommt es zu keinen unnötigen Verzögerungen.

Was macht einen guten Support aus?

Gerade bei technischen Systemen ist ein guter Support unabdingbar. So auch im Bereich der PV-Monitoring-Systeme. Es gilt also immer zu schauen, ob der Hersteller einen Kunden-Support anbietet. Dann gibt es verschiedene Merkmale, an denen man einen guten Support-Service ausmachen kann.

  • Wie sind die Zeiten? Von wann bis wann ist der Support erreichbar.

  • Wie kann ich den Support erreichen? Gibt es hier verschiedene Optionen?

  • Gibt es einen Vorort-Support?

Oftmals sind die Fehlerbilder nicht eindeutig. Je komplexer die Anlage, desto schwieriger wird es, den Fehler zuzuordnen, also ob er in der Software oder in der Hardware liegt oder bei der Verknüpfung der beiden Systeme entsteht.
Bei zwei unterschiedlichen Anbietern kommt man nicht drumherum mit beiden Support-Teams zu besprechen, um die Ursache zu finden. Was Zeit kostet und wiederum zu einer langen Fehlersuche führen kann. Der Kunde fungiert hier unter Umständen als „Vermittler“, da der Wissenstand beider Unternehmen voneinander differenzieren kann und die Kommunikation erschwert ist. Das hat zwangsläufig lange Fehlerlaufzeiten und Aufwände beim Kunden zur Folge.

Bei „Komplett-Lösungen“ und den Wechselrichterlösungen gibt es einen Support für Datenlogger und Software. Das spart oftmals Zeit und schont die Nerven.

 

Wenn Hardware und Software vom selben Hersteller stammen, ist die Fehlersuche in der Regel einfacher und weniger zeitaufwändig.

Wo liegen die Preisunterschiede?

Jetzt wird es komplex. Es gibt zig verschiedene Preismodelle. Auf den ersten Blick sind die Web-Lösungen die günstigere Option. Allerdings kommen hier immer noch die Kosten für den Datenlogger hinzu. Zudem muss man sich oftmals durch lange Laufzeiten über mehrere Jahre an den Hersteller binden.

Die Komplett-Lösungen dagegen haben meistens einen höheren Einstiegspreis. Dafür ist man vertraglich in der Regel ungebundener - dank kurzer Laufzeiten.
Auch die Leistungen weichen teilweise stark voneinander ab. Man sollte hier genau überlegen, was man braucht. Und im Zweifelsfall ein System wählen, was flexibel erweiterbar ist. Sodass man nur das bezahlt, was man braucht und dass man bei Bedarf die Funktionen erweitern kann.

Auch die Flexibilität muss man bei den Preismodellen der unterschiedlichen Anbieter beachten. Denn der Energiemarkt ist nicht statisch. Es kommen regelmäßig neue Anforderungen an die PV-Anlagen hinzu. Auch den Wechsel etwa vom Eigenverbrauch zur Direktvermarktung kann nicht ausgeschlossen werden. Deswegen ist es wichtig, darauf zu achten, dass man mit dem jeweiligen Energie-Management-System flexibel ist und ggf. wechseln kann, umso von steigenden Preisen am Markt zu profitieren.

Kosten der diversen PV-Monitoring-Systeme müssen genau unter die Lupe genommen werden. Nicht alles, was auf den ersten Blick günstig ist, ist es auch auf Dauer.

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